Wie Du unter „Warum ich nicht abnahm und welche Lösung mir half“ vielleicht schon gelesen hast, sollte ich eine Lebensmittelanalyse machen. Genauer gesagt: einen Lebensmittel IgG Antikörpertest.
Mit seiner Hilfe sollten bei mir Nahrungsmittelunverträglichkeiten festgestellt werden. Da dieser Test aber sehr umstritten ist, möchte ich hier näher auf die Hintergründe eingehen.
Ebenfalls erfährst Du worauf Du achten solltest, wenn Du etwas im Zusammenhang mit einem IgG Lebensmittel Antikörpertest liest.
An dieser Stelle eine wichtige Information für Dich:
Ich erhalte keine Entlohnung (weder finanzieller noch sonstiger Art), nur weil ich über den IgG Test berichte. Da ich diesen Test auf Anraten meines Heilpraktikers gemacht habe, wollte ich mehr darüber erfahren.
Ich wollte wissen, wie sinnvoll dieser Test ist, wollte dabei verstehen, was die Ergebnisse über mich verraten können.
Vor allem wollte ich wissen, ob der Preis für diese Untersuchung gerechtfertigt ist.
Zu Beginn von meinen Recherchen bin ich auf viele negative Meinungen gestoßen. Erst als ich mich in das Thema mehr und mehr rein gelesen hatte, erkannte ich einerseits die Komplexität dahinter, andererseits aber auch die offensichtlichen Missverständnisse.
Oder sollte ich sagen: Die (gewollten?) Fehlinterpretationen.
Wie dem auch sei… Du sollst Dir selbst ein Bild davon machen sowie Dir Deine eigene Meinung über den IgG Test bilden.
Was ist IgG und was macht es?
IgG steht für Immunglobin-G.
Das sind Eiweiße, die zum körpereigenen Abwehrsystem gehören.
Sie sind ein natürlicher Abwehrstoff, welcher in allen Schleimhäuten des Menschen sowie im Blut vorkommen. Unser Immunsystem bildet diese Art von Antikörper, um sich gegen Krankheitserreger von außen zu schützen.
Weitere Fakten:
- Es gibt insgesamt 4 Subtypen von IgG (IgG1, IgG2, IgG3, IgG4).
- Im Blutkreislauf des Menschen ist IgG 1 mit ca. 66 % der häufigste Typ von Immunglobulinen.
- Nur IgG kann die Plazentaschranke von Mutter zu Kind überwinden. Das ist wichtig, da Neugeborene anfangs nicht in der Lage sind, Antikörper zu bilden. Somit erhalten Babies für die ersten Monate durch ihre Mutter eine Art Nestschutz.
(Quellen: 1, 2)
Was hat IgG mit einer Unverträglichkeit zu tun?
Laienhaft ausgedrückt:
Der Körper reagiert aufgrund einer Unverträglichkeit mit verschiedenen Antikörper (u.a. IgG). Dies kann der Fall sein, wenn die zugeführte Nahrung beispielsweise mit chemischen Zusatzstoffen verunreinigt wurde. Mehr dazu unter „Du bist was Du isst“.
Die Stärke dieser Abwehrreaktion kann man mit einem IgG Test analysieren. Anhand der Höhe dieser Antikörper können Rückschlüsse gezogen werden, auf welche Nahrungsmittel man besonders stark reagiert (3).
Was können die Folgen von Unverträglichkeiten sein?
Gelangen diese Krankheitserreger nun permanent in den Körper, muss das Immunsystem permanent mit Antikörper dagegen ankämpfen. Dadurch können chronische Entzündungen entstehen, von denen der Betroffene oftmals gar nichts mitbekommt.
Dauern diese chronische Entzündungen über einen längeren Zeitraum an, können dadurch wiederum Autoimmun Erkrankungen und auch Krebs entstehen.
Daher ist es wichtig zu wissen, in welchem Ausmaß das Immunsystem Antikörper bildet. Um dann daraus Rückschlüsse ziehen zu können, gegen was sich der Körper eigentlich permanent wehrt.
An dieser Stelle kommt wieder die Nahrungsmittelanalyse ins Spiel. Denn die Vermutung liegt nahe, dass durch Nahrungsmittel hervorgerufene Entzündungsreaktionen eben diese chronische Beschwerden auslösen können. Mehr dazu unter Nahrungsmittelunverträglichkeit – ein komplexes Problem. (4, 5)
Warum ist der IgG Test so umstritten?

Der IgG Test hilft bei der Erkennung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Dazu muss ich kurz ausholen, denn leider fängt das Dilemma schon früher an.
Die Rede ist von Allergien, Intoleranzen und Unverträglichkeiten.
Diese drei Begriffe werden in der Allgemeinheit gerne miteinander vermischt, obwohl es dabei maßgebliche Unterschiede in Bezug auf Ursachen, Diagnosen und Behandlungen gibt. (6)
Folglich werden leider auch Argumentationen und Fakten entsprechend interpretiert.
Bei allen drei Problemen (Unverträglichkeit, Intoleranz und Allergie) kann man einen Bluttest machen, um mehr aussagekräftige Daten zu bekommen.
Allerdings gibt es verschiedene Bluttests um die Antikörper im Blut zu bestimmen. So gibt es u.a. die IgE Antikörper, welche bei einer Allergie nachweisbar sind.
Dann gibt es auch noch die IgG Antikörper, welche bei einer Lebensmittelanalyse (IgG Test) gefunden werden. Und genau bei dem Thema IgG wird es jetzt kompliziert, denn hier gehen die Meinungen stark auseinander.
Beispiele:
- Der Deutsche Allergie- und Asthmabund ist der Auffassung, dass ein erhöhter IgG Wert nur ein Hinweis darauf liefert, was jemand häufig isst. Aussagekräftig in Bezug auf Nahrungsmittelallergien sei daher nur der IgE Antikörper Test. (7)
- Der Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten ist wiederum der Meinung, dass IgG ein vom Immunsystem gebildeter Abwehrstoff ist, welches sich gegen Krankheitserreger wehrt. (8)
- Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V stellt fest, dass es den „einen“ Allergietest nicht gibt. Sondern es muss immer eine Diagnose über mehrere Stufen erfolgen, um eine Allergie zu bestätigen. Andere Behauptungen seien unseriös.
Gleichzeitig wird auch behauptet, dass ein IgG Antikörper Test zur Feststellung einer Allergie ungeeignet sei. (9)
Ebenfalls sei angemerkt, dass es auch nicht den einen Test für alle Allergien gibt. (10)
An dieser Stelle verweise ich noch mal auf das anfangs beschriebene Dilemma hin (Unterschied Allergie, Intoleranz und Unverträglichkeit). 😉
Und beim IgG Test reden wir von einem Test zum Thema Nahrungsmittelunverträglichkeit, bzw. wollen wir dieser damit auf die Spur kommen.
Negative Stimmen zum IgG Test
Zu dem IgG Test kommen allerdings noch weitere Schwierigkeiten hinzu:
- Es wird u.a. von Allergieforschern darauf hingewiesen, dass es eine natürliche Reaktion des Immunsystems vom Körper ist, bei der Zunahme von Nahrung IgG Antikörper zu bilden. Folglich würden die Ergebnisse vom IgG Test keine Aussagekraft in Bezug auf Allergien besitzen. (A1, A2)
- Im Internet gibt es verschiedene IgG Tests unterschiedlicher Qualität zu kaufen, um zu Hause eine Selbstdiagnose machen zu können. Davon rät allerdings das „Verbrauchermagazin Konsument“ als auch der „Hausärzteverband Bremen“ (in einem Interview der Zeitung Merkur) ab, da die Ergebnisse oftmals falsch und irreführend sind. (A3, A4)
Zumal eine Selbstdiagnose nicht ausreicht, sondern sollte diese immer vom Facharzt im Kontext mit weiteren Untersuchungen und Besprechungen erfolgen. Nur so kann eine richtige Diagnose erfolgen.Es besteht ansonsten die Gefahr, dass der Betroffene auf bestimmte Lebensmittel verzichtet, obwohl er möglicherweise gar keine Unverträglichkeit auf diese hat. Das wiederum könnte dann zu einem Mangel mit schwerwiegenden Konsequenzen führen. (A5)
- Ebenfalls ist der IgG Test wissenschaftlich sehr umstritten. Die Leitlinien der allergologischen Fachgesellschaften besagen, dass IgG4 Antikörper gegen Nahrungsmittel nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht als Indikator für krank machende Vorgänge zu verstehen sind. (A6)
Allerdings bedeutet eine Unverträglichkeit nicht automatisch eine Krankheit, weswegen auch die Aussage der Allergologen im richtigen Kontext betrachtet werden sollte.
Positive Stimmen zum IgG Text
Es gibt aber auch positive Stimmen zum IgG Test, welche sehr interessant zu wissen sind:
- Das Institut für Mikroökologie hat zum Thema „IgG Diagnostik“ aufgrund von eigenen Untersuchungen ein Statement abgegeben, welches sich klar gegen die negative Meinungen der deutschsprachigen Allergologen richtet, welche sich auf das Leitpapier der EAACI (European Academy of Allergology and Clinical Immunology) berufen. So wird u.a. bemängelt, dass die Leitlinien der Allergologen die Position der EAACI verzerrt wiedergegeben werden. Das bedeutet im Kern, dass die Kritik der EAACI sich auf eine Untergruppe (IgG-4) bezieht, die Allergologen allerdings dies pauschal auf alle IgG Tests beziehen. (B1)
- Eine Stellungnahme vom Speziallabor für IgG Nahrungsmittelallergien, welche sich ebenfalls gegen die Kritik der Allergologen wendet, bemängelt, dass keine Differenzierung zwischen den verschiedenen Antikörpern (IgG 1 bis 4) gemacht wird. Auch werden aktuellere Studien, wo ein erhöhter IgG Spiegel bei einzelnen chronischen Erkrankungen und der Wirksamkeit von Eliminationsdiäten nicht berücksichtigt. (Der Betroffene verzichtet dank Lebensmittelanalyse auf die entsprechende Nahrung und eine Verbesserung tritt ein). (B2)
- Sogar der Bundesverband Deutscher Heilpraktiker hat zu diesem Thema Stellung bezogen. (B3)
IgG und IgE – der Unterschied

Der IgE Test hilft bei der Erkennung von Allergien.
Vereinfacht könnte man das alles auch so zusammenfassen:
Der IgE Antikörper Test zeigt auf, wenn der Betroffene eine Allergie hat. Dieser Test ist wissenschaftlich anerkannt.
Der IgG Antikörper Test zeigt auf, wie stark der Körper auf ein Lebensmittel reagiert. Im Gesamt Kontext der Beschwerden von dem Betroffenen lassen sich daraus Rückschlüsse ziehen, die bei einer Diagnose helfen. Dieser Test ist wissenschaftlich allerdings umstritten.
Bei beiden Tests sind aber weitere Untersuchungen und Gespräche mit Fachärzten von Nöten, um eine gesicherte Diagnose machen zu können. Dies geht im Kontext gerne unter.
Meine Meinung zur Lebensmittelanalyse (IgG Test)
Wenn Du bis hierhin alles gelesen hast, wirst Du mir wahrscheinlich zustimmen, dass das ganze Thema etwas verwirrend ist.
Mit wurde auch eine Lebensmittelanalyse empfohlen (Pro Immun M – Lebensmittel IgG Antikörpertest). Und ich habe mich – nach Absprache mit meinem Heilpraktiker – auch strikt an deren Vorgaben gehalten. Den zweiten Test machte ich dann freiwillig.
Ich wollte wissen, wie sich die Werte veränderten. Das neue positive Körpergefühl, welches sich bei mir im Laufe der Zeit einstellte, war das eine. Die Bestätigung in Form einer Analyse noch mal was anderes.
Mich persönlich hat der Test überzeugt, da dieser mir bei meiner Ernährungsumstellung sehr geholfen hat. Seitdem ich weiß, auf welche Lebensmittel ich zu verzichten habe (und ich mich auch daran halte), geht es mir nicht nur besser, sondern sind auch meine Beschwerden deutlich zurück gegangen.
Und das wichtigste: Ich nahm auf einmal ganz leicht ab!
Ich hoffe, ich konnte Dir – was die unterschiedlichen Meinungen zu diesem Thema betreffen – etwas Klarheit verschaffen.
Ob Du auch so einen Test machen möchtest, liegt ganz bei Dir.
Wenn Du allerdings eine Nahrungsmittelanalyse machen möchtest, dann solltest Du diese nur in Absprache mit einem Arzt / Heilpraktiker machen; da es mit der Analyse alleine nicht getan ist.
Verwendete Quellen:
1) https://www.netdoktor.de/laborwerte/immunglobulin/g/
2) https://de.wikipedia.org/wiki/Immunglobulin_G
3) https://www.taramax.de/gesund-werden/diagnostikmethoden-von-a-z/l/lebensmittelunvertraeglichkeitstest-igg/definition/
4) https://www.ctl-labor.de/igg/
5) https://biologicum.info/chronische-entzuendungen/
6) https://kiweno.com/de/h/unterschied-unvertraeglichkeit-allergie-intoleranz/
7) https://www.daab.de/blog/2020/06/ige-igg-testungen-ein-buchstabe-macht-den-unterschied/
8) https://www.internisten-im-netz.de/mediathek/blutbild-erklaerung/immunglobulin-g.html
9) https://www.dge.de/blog/2021/unserioese-allergiediagnostik/
10) https://kiweno.com/de/h/allergie-testen/#Gibt-es-einen-Test-fuer-alle-Allergien
A1) https://cara.care/de/diagnose/bluttest/igg-tests/
A2) https://www.igevia.com/ratgeber/allgemein/allergie-einfach-erklaert
A3) https://www.allergenvermeidung.org/fileadmin/user_upload/medien/downloads/VKI-Allergietests_Sonderdruck.pdf
A4) https://www.merkur.de/leben/gesundheit/verdacht-auf-nahrungsmittelunvertraeglichkeit-untersuchen-zr-6907729.html
A5) https://www.mein-allergie-portal.com/nahrungsmittelallergie-und-unvertraeglichkeiten/318-igg-test-was-misst-der-test.html
A6) https://dgaki.de/leitlinien/
B1) https://www.mikrooek.de/labordiagnostik/fuer-aerzte-und-therapeuten/allergien-und-unvertraeglichkeiten/typ-iii-allergie/stellungnahme-igg-diagnostik/
B2) https://imupro.de/igg-nahrungsmittelallergie/wissenschaft/stellungnahme/
B3) https://www.udh-bundesverband.de/files/igg-kritikinterviewmartin0609.pdf